Die allgemeine und oft aufgeregte Diskussion dreht sich immer wieder um den Stellenwert, die Rahmenbedingungen und die Abhaltung sowie Konsumation von Bildung, aber eigentlich wird in diesen Diskursen lediglich der Aspekt von Ausbildung verhandelt.
Worum es wirklich geht: Solange wir uns stellvertretend für unsere Jugend vor den so genannten „Neuen Medien“ in Schockstarre fürchten – die übrigens schon seit über 25 Jahren existieren und somit gar nicht mehr so neu sind – und solange wir denken, dass die Ausstattung von Schulen mit Tablets und Smartphone-Verbote der Weisheit letzter Schluss ist, werden wir nichts bewegen; Solange wir daran festhalten, dass allein die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse darüber entscheidet, ob sinnvoll unterrichtet werden kann, solange wir uns blenden lassen von der Annahme, dass Migration ausschließlich ein zu lösendes Problem ist, und nicht Teil der Gesellschaft und damit ein Totalphänomen ist, das nicht nur im Schulgebäude zu denken ist, so lange werden wir immer wieder ratlos und hoffnungsvoll an den Lippen (selbst ernannter und fremdgekrönter) Bildungsexpertinnen und -experten hängen, und hoffen, dass sie oder die Politik unsere drängenden Fragen klären werden. Dabei haben WIR es in der Hand.
Fakt ist: Wir brauchen nicht mehr Lehrkräfte, sondern Lehrpersönlichkeiten, wir brauchen Menschen im System, die den Unterschied zwischen Vermittlungskompetenz und Aneignungskompetenz kennen, und die wissen, wie wichtig es ist, Menschen im Kontakt mit Menschen dazu anzuleiten, sich selbstreflexiv Wissensräume zu erschließen. Nichts ist verdächtiger, als wenn Lehrpersonal mehr leistet als die Lernenden: (Über-)Bürokratisierung, Überforderung, Grenzgänge zwischen Selbstaufgabe und Burnout sind Alltag in den heimischen Bildungsstätten.
Der Beruf der Lehrkraft hat in den letzten Jahrzehnten massiv an sozialem Prestige verloren. Und diese Phänomene haben auch schon längst die Hochschulen erfasst, die dank Bologna und ECTS-Diktat schulischer sind denn je – und siehe da: mit “schulisch” geht irgendwie gleich automatisch eine Abwertung einher. (Hoch-)Schule ist ein Ort der Chancen, des Wachstums, der sozialen Beziehung, der Resonanz, des Lernens.
Bildung umfasst im humanistischen Verständnis so viel mehr als Lehrpläne, Leistungsvereinbarungen, Abschlüsse, Forschungsgelder, Zeugnisse und Schulnoten. Und all das passiert nicht im luftleeren Raum, sondern im Epizentrum der Gesellschaft. Bildung fordert uns alle zum aktiven und mutigen Handeln!